Holger Wewer

Holger Wewer lebt für Abwechslung. Ein Umfeld, in dem sich nichts verändert? Nichts für ihn. Kein Wunder also, dass dem gelernten Koch sein Arbeitsplatz in der Küche bald zu eintönig wird. Also zieht es ihn weiter. Während seines Studiums der Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften ist er auf der Suche nach einem Nebenjob. Dabei sticht ihm beim Durchsehen der Jobannoncen eine Anzeige ins Auge. Catering. Warum nicht?

Die Cateringbranche wirkt wie gemacht für ihn. Man hat viel mehr Kontakt zu den Gästen, ist ständig unterwegs, begleitet ein Event vom Auf- bis zum Abbau.  „Ich bin selbst den LKW gefahren, es war ein bisschen wie Rock’n’Roll – ein ganz anderes Gefühl als in der Küche zu stehen”, erinnert sich Holger gerne an die damalige Zeit zurück.

Holger kann auf eine enorme Bandbreite an Eventerfahrungen zurückgreifen: Von großen Musikfestivals wie dem Dynamo Open Air Festival in Eindhoven bis zu exklusiven Dinner Parties einer renommierten Rechtsanwaltskanzlei war alles mit dabei – eine aufregende und vor allem abwechslungsreiche Zeit für Holger.

Doch es gibt auch Nachteile: Einen Großteil seines Jahresumsatzes macht er in nur vier Monaten, zwischen September und Dezember. In der Zeit ist er von frühmorgens bis spätabends unterwegs. Work-Life-Balance? Keine Spur. Schwierig für die junge Familie, seine Partnerin kümmert sich fast allein um das damals dreijährige Kind.

Er entschließt sich zur Festanstellung, fängt in einer Kantine an, bevor er zum WECC wechselt und die Eröffnung 2015 mitbegleitet. Der besondere Charakter des Gebäudes mit seiner Industriearchitektur beeindruckt ihn ebenso wie die Hochwertigkeit der Events.

„Speziell in der Küche arbeiten wir hochwertiger als andere”, erzählt Holger. Gerade im Austausch mit freien Mitarbeitern oder externen Agenturen wird dieser Unterschied ersichtlich. „Wir haben einen sehr hohen Anspruch und versuchen, so viel wie möglich selbst herzustellen.” Dieser Ansatz ermöglicht es Holger und seinem Team, Kunden individuelle Angebote unterbreiten zu können.

In seiner Position als Head of Food & Beverage verantwortet er diverse Aufgabenbereiche. So ist er für die gesamte Küche verantwortlich und steuert das Team im Westhafen. Zusätzlich ist er für das Restaurant FORTYS in der Mercedes-Benz Niederlassung in Berlin zuständig.

Geht es um Neueröffnungen von Restaurants und kulinarischen Geschäften, ist Holgers Expertise gefragt. Vom Konzept bis zur Einstellung und dem Training der Belegschaft ist Holger federführend beteiligt. So geschehen bei einem Pop-Up Restaurant beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) oder „The Dawg”, einem Konzept für hochwertige Hot Dogs, welches er gemeinsam mit dem ehemaligen Küchenchef des GOLVET, Björn Swanson, entwickelte.

Was braucht man für eine Position, in der man so viele unterschiedliche Wirkungsstätten und Aufgaben innehat? „Man muss Feuer löschen können. Also Probleme frühzeitig erkennen und lösen und dabei nachhaltig tiefergehende Prozesse analysieren und verbessern”, erklärt Holger.

Holger liebt seine Arbeit. „Sie macht mir Spaß, bringt Freude”, bestätigt er. „Jeder Tag ist anders. Ich könnte mir nicht vorstellen, in einem Unternehmen zu arbeiten, welches nicht expandiert, wächst oder sich verändert.”

Wachstum ist bei Weitem nicht das Einzige, was bei 40 SECONDS zählt. Es geht vor allem um die Menschen, und diese sind es auch, die das Unternehmen prägen. Der Bereich Gemeinschaftsverpflegung beispielsweise entstand 2015 unter ungewöhnlichen Bedingungen. „Wir haben Freitagabend einen Anruf bekommen mit der Frage, ob wir am nächsten Tag 850 Geflüchtete in den Hangars vom Flughafen Tempelhof voll versorgen könnten“, erzählt Holger. Konnten sie! Innerhalb von nur wenigen Wochen wurde die komplette Infrastruktur für die Versorgung geschaffen, inklusive einem internationalen Küchenteam bestehend aus den Menschen, die in den Hangars untergebracht waren. „Teils arbeiteten fünf bis sechs unterschiedliche Nationen zusammen, die Verständigung lief anfangs über einen von uns eingestellten Dolmetscher. Von den damaligen Mitarbeitenden sind drei noch heute bei uns beschäftigt, einer hat gerade seine Einbürgerungsurkunde bekommen!“ freut sich Holger.

Auch das Thema Schulessen liegt Holger am Herzen. Schließlich ist gesundes Essen für Kinder besonders wichtig. Mit 40 SECONDS Kids kocht er mit seinem Team seit 2020 täglich frisch, ausgewogen und abwechslungsreich für Berliner Schulen. Um Kindern zusätzliche Freude am Kochen zu vermitteln, erstellt Holger eigene Rezepte für sie, die auf Radio Teddy präsentiert werden. Holger versteht es, die Menschen, die er bekocht, glücklich zu machen – sowohl Kinder als auch exklusivere Gäste wie Hilary Clinton oder Sharon Stone bei der diesjährigen „Cinema For Peace“ Gala im Rahmen der Berlinale.

Künftig soll der Bereich Gemeinschaftsverpflegung einen noch höheren Stellenwert erlangen. „Da sehe ich einen immensen Horizont, den man erreichen kann.” Aktuell bereiten sie 4.200 Essen täglich zu. Eine neue Küche befindet sich schon im Bau, dann ist Luft nach oben. Er liebt es, neue Restaurants und Bereiche mit aufzubauen. Sobald alles läuft, übergibt er gerne an andere. „Wird sonst langweilig”, meint Holger. Und das will er nun wirklich nicht.